Barbara Frauchiger hat sich für die Dressurrichter-Ausbildung von Swiss Equestrian entschieden. | © Swiss Equestrian
Barbara Frauchiger hat vor einem Jahr die Ausbildung zur Dressurrichterin in Angriff genommen und im Interview über ihre Motivation gesprochen. Wo steht sie heute? Wir haben nachgefragt.
Barbara, wie ist es dir seit unserem letzten Gespräch ergangen?
Sehr gut! Ich habe im Mai 2023 meine Richteranwärterprüfung abgelegt und bin seither regelmässig als Dressurrichterin auf Stufe GA, Tag der Jugend und CC-Welcome im Einsatz.
Wie läuft die Richteranwärterprüfung ab?
Die Prüfung besteht aus zwei Teilen. Im schriftlichen Teil werden die Kenntnisse des Dressur- und Generalreglements abgefragt: welche Gebisse sind erlaubt, welche Hilfsmittel sind zulässig, welche Kleidungsvorschriften gelten usw. All diese Fragen muss man ohne Nachschlagen in diesen Reglementen beantworten können. Das ist sehr umfassend und ich musste mich gut auf diese Theorieprüfung vorbereiten.
Der zweite Teil war dann ein sogenanntes Schattenrichten: ich bewertete Teile einer richtigen Dressurprüfung live und meine Noten wurden dann mit jenen der offiziellen Richterinnen und Richter verglichen. Je nach Position, wo man sitzt, gibt es natürlich Unterschiede in der Notengebung, aber die Differenzen müssen in einem gewissen Rahmen bleiben. Ich habe mich sehr gefreut, dass ich die Prüfung bestanden habe!
Wie war das für dich, die ersten Prüfungen selbst zu richten?
Vor der ersten Prüfung war ich sehr nervös und konnte kaum schlafen. Ich habe an den ersten Prüfungen dann jeweils mit meinen Richterkolleginnen und -kollegen gesprochen und meine Bewertung der ersten Reiterinnen und Reiter mit ihnen verglichen, um sicherzugehen, dass meine Einschätzung stimmt. Das kollegiale Verhalten und die Unterstützung der anderen Richtenden haben mir sehr geholfen und mich bestärkt.
Wie geht es nun weiter auf deinem Weg?
Als nächste Herausforderung steht für mich im März das Richten meiner ersten L-Prüfung auf dem Programm. Das ist jetzt mein zweites Richteranwärter-Jahr und es geht vor allem darum, Erfahrung zu sammeln und mein Wissen zu festigen. Innerhalb der ersten drei Jahre muss ich mindestens zwanzig Prüfungen richten, im dritten Jahr dann mindestens zwei Prüfungen als Richter bei C.
Ausserdem muss ich jedes Jahr mindestens zwei offizielle Richterkurse besuchen. Das sind immer sehr spannende Kurse, bei denen man nicht nur viel lernt, sondern sich auch mit Richterkolleginnen und -kollegen vernetzen kann.
Wenn ich all diese Punkte erfüllt habe, kann ich mich frühestens nach drei Jahren und spätestens nach vier Jahren zur L-Richterprüfung anmelden.
Wie beurteilst du dich selbst als Richterin?
Der Vergleich mit meinen Richterkolleginnen und -kollegen hat gezeigt, dass ich tendenziell zu positiv bewerte. Da muss ich selbstkritisch bleiben und noch mehr Erfahrung sammeln. Wichtig ist auch, dass man bei Noten unter 7 einen Kommentar zur Bewertung abgibt. Das muss sehr schnell gehen und der Kommentar soll trotzdem wertschätzend sein. Das ist nicht einfach – da muss ich weiter üben.
Nach meinem ersten Jahr als Richterin kann ich aber insbesondere sagen, dass ich durchwegs positive Erfahrungen gemacht habe. Dressurrichten macht Spass und ist eine wichtige Aufgabe. Ich kann nur jedem Dressurkenner empfehlen, diese Ausbildung in Angriff zu nehmen!